Seit Oktober 2016 arbeiten wir mit der Bevölkerung an einem Strassen- und Brückenprojekt in unserem Nachbardorf La Estrella Los Valles, einer abgelegenen Siedlung (Rot unterlegte Wort anklicken) im Regenwald, in den Bergen von Chiriquí, der westlichsten Provinz von Panama.

Diese Tätigkeit wurde mittlerweile zu unserer Herzensangelegenheit und ist Grund und Motivation darüber zu schreiben.

Wir haben diesen Anwohnern geholfen, einen kompaktieren, befahrbaren Weg durch ein Stück tropischer Regenwald sowie eine
Brücke über den „Río Agua Blanca“ zu bauen.

Bis vor einem Jahr mussten die Menschen im Dorf einen beschwerlichen Trampelpfad durch den Dschungel benutzen. Sie mussten über glitschige Baumstämme den Fluss überqueren. Bisse von Giftschlagen oder anderem Getier waren keine Seltenheit. Während der langen tropischen Regenzeit war für die Kinder der Schulweg oft zu gefährlich, weil dieser kleine Fluss innert kurzer Zeit zur reissenden Wassermasse anschwellen kann. Sollten diese Kinder nicht auch unbehinderten Zugang zur Dorfschule haben und so eine faire Chance für eine elementare Bildung erhalten - der einzige Weg aus der Armutsfalle? - Für uns war das gar keine Frage!

Wie hier üblich, wohnen die Leute im Regenwald verstreut in bescheidenen Häuschen (Rot unterlegte Wort anklicken). Nach vielen Gesprächen mit den Dorfbewohnern erkannten wir das verständliche Bedürfnis nach einem sicheren Weg und einer stabilen Brücke. Dieses Anliegen wurde mehrfach den Behörden vorgetragen, fand aber vorerst kein Gehör.

Dann wurde das riesige Nachbargrundstück verkauft. Der neue Eigentümer, Herr Rogelio Cruz, ein jüngerer Agrar-Unternehmer war bereit, den Anwohnern entlang seiner Finca einen Landstreifen von 7 m Breite und etwas mehr als 400 m Länge für eine Naturstrasse zur öffentlichen Nutzung abzutreten Die Bedingungen waren, dass die Dorfbewohner sich selber um die Rodung sowie den Bau der Straße und der Brücke kümmern sollten. Es wurde auch erwartet, dass einige der dörflichen Landbesitzer kleinere Landflächen abtreten müssten, damit der Weg bis ans Ende der Siedlung durchgezogen werden kann.

Diese Transaktionen konnten nach längeren Verhandlungen ohne Einsprachen erfolgreich abgeschlossen werden. Die Umweltbehörde erlaubte die Rodung. Daraufhin wählten die Dorfbewohner eine Junta (Kommission), welche von einer Repräsentantin des Bezirks (Corregidora) eingeschworen wurde.

Sonntag für Sonntag leisteten die Männer des Dorfes unter Führung des Herrn Paulino Acosta harte Fronarbeit. Werner besorgte alle nötigen Baumsägen, Werkzeuge, Ersatzteile, Öl und Benzin. Er beglich auch Reparaturen und Rechtskosten. Zwei Frauen kochten jeweils Mittagessen für alle. Lebensmittel, Zutaten und Getränke habe ich jeweils in Boquete gekauft und zur Baustelle transportiert.

Ein befreundeter, kanadischer Geschäftsmann, stellte sein Geometerteam für die Vermessungsarbeiten gratis zur Verfügung. Zwei Bauunternehmer aus Boquete halfen in der Schlussphase unentgeltlich mit schweren Baumaschinen große Felsbrocken und massive Baumwurzelstöcke zu entfernen, damit der Weg kompaktiert und planiert werden konnte. Der Direktor des nationalen Zivilschutzes, Lic José Donderis, ein Mann aus Boquete, spendete dafür den Diesel im Betrage von 2‘500 $.

Während der Zeit des Straßenbaues waren wir laufend bemüht, von den Behörden ordentliche Dokumente zu beschaffen, mit allen Stempeln und mit beglaubigten Unterschriften versehen, welche nun im öffentlichen Register des Distrikts eingetragen sind - ein oft langwieriger und mühsamer Prozess.

Wir sind aber stolz zu erklären, dass jetzt ein kompaktierter Naturweg von der Hauptstrasse bis ans entfernte Ende des Dorfes besteht. An der Kreuzung mit der Straße nach Boquete haben die Bewohner bereits ein bescheidenes Bus Wartehäuschen mit Abfallsammelstelle errichtet.

Die provisorischen Entwässerungskanäle beidseits des kompaktierten Weges werden gegen Ende der Regenzeit von den Bewohnern in Fronarbeit ausgebaut. Es ist vorgesehen, das Baumaterial sowie den Einsatz von Baumaschinen aus den verbleibenden Mitteln des Projektes zu finanzieren.

Wichtig war aber zu diesem Zeitpunkt, dass der etwa 1.5 Kilometer lange, kompaktierte Weg vollauf bezahlt war, der Löwenanteil aus unserer eigenen Tasche.

Der Alltag dieser ärmlichen Dorfbevölkerung war schon nach dem Wegebau viel einfacher geworden, also noch vor dem Start der Planung und Konstruktion der Brücke. Seit Beginn dieser Trockenzeit konnten Autos nun bis zum entlegensten Bewohner fahren.

Die Ambulanz könnte Kranke abholen. Diese und schwangere Frauen müssten nicht mehr auf dem Rücken der Verwandten zur Hauptstraße getragen und Giftschlangen können nun von weitem gesehen werden. Schweres (Bau)-Material kann man jetzt bis zum entlegensten Winkel des Dorfes transportieren. Die beiden steilen Flussufer wurden zu einer Furt eingeebnet. Fahrzeuge können diese an trockenen Tagen überqueren. Während der Regenzeit hingegen (Mai bis Dezember) schwillt der Bach jeweils zum reißenden Wildwasser
an und die Durchfahrt ist gefährlich, oftmals gar unmöglich, auch für schwere Fahrzeuge.

Mit der befahrbaren, kompaktierten Naturstrasse durch einen Teil der „Selva“ hatten die Dorfbewohner schon viel erreicht, aber das Herzstück des Projektes fehlte noch: Eine einfache, solide Brücke.

Nun begann es richtig teuer zu werden. Ein verbindlicher Kostenvoranschlag für die Brücke allein, betrug umgerechnet 60‘000 Franken, nicht eingerechnet die rund 7‘000 Franken für Standort Untersuchungen, welche wir aus unserer Tasche vorstreckten, gleichzeitig mit unserer persönlichen Spende von 20‘000 Franken, die wir auf an das Projektkonto bei der Luzerner Kantonalbank überwiesen.

Um ein sicher verankertes Fundament für die Brückenkonstruktion zu erstellen, mussten wir noch während der Regenzeit ein spezialisiertes Ingenieur-Büro für Bodenanalysen und hydrologische Studien beiziehen.

Wir mussten eine Finanzierungslücke von nahezu 50‘000 Franken schliessen. Dank der vielen Spenden konnten wir unser Ziel schon in sehr kurzer Zeit erreichen.

Besonders erwähnen müssen wir an dieser Stelle die Luzerner Stiftung des Dr. Ernst-Günther Bröder (Rot unterlegte Wort anklicken), welche sich vor über zwei Jahren verpflichtete, das Weg- und Brücken-Projekt mit einem namhaften Betrag zu unterstützen. Diese Zusage ermutigte uns damals, dieses Projekt überhaupt anzustossen. Daraufhin folgten spontan noch drei weitere grössere Zusagen von Gönnern, welche aber hier namentlich nicht erwähnt werden wollen.

Seit dem 8. Januar 2019, hatten wir die Gewissheit, dass die Finanzierung sichergestellt war.

Das für den Bau der Brücke eingerichtete Konto lassen wir jedoch noch offen.

Im Namen der Dorfbewohner von La Estrella Los Valles - Tierras de los Hernández danken an dieser Stelle nochmals aufrichtig allen Donatoren und unzähligen Helfern für deren Grosszügigkeit und Wohlwollen.

Als wichtig gilt es noch anzumerken, dass der Bezirk Boquete alle Baupläne ohne bürokratische Zusatzschlaufen bewilligte. Das Projekt wurde auch von den anfallenden Mehrwertsteuern befreit. Das Recht, diesen nun öffentlichen Weg und die Brücke für alle Zukunft frei zu benutzen, wurde auf der Gemeinde registriert und verbrieft.

Ganz besonders wollen wir uns auch bei den lokalen Behörden unseres Gastlandes bedanken, welche „unser“ Projekt vom Beginn weg mit grossem Interesse und Wohlwollen begleitet. Namentlich erwähnt seien der Bürgermeister des Distrikts Boquete, Lic. Emigdio Walker sowie der Abgeordnete des Los Jaramillo Bezirks, Herr Alberto Quiros.

Projektüberwachung und Kontrollen erfolgen täglich vor Ort. Dabei werden  wir von einem Projekt-Team unterstützt. Dieses Team von Freiwilligen arbeitet mehrheitlich unentgeltlich oder zu stark reduzierten Ansätzen.

Zum Team gehören ein Bauunternehmer, Herr Eric H. Moreno, ein zertifizierter Bücherexperte, Lic. Jesus Arturo Quiel, eine diplomierte Bau-Ingenieurin und Architektin, Arq. Golda Gómez, eine Bewohnerin und Projektdelegierte des Dorfes, Frau Aïda Hernández sowie unser langjährige Angestellte und Vertraute , Herr Paulino Acosta, ebenfalls Dorfbewohner, welcher auch als Kontrolleur des Baumaterials amtete. Alle sind erfahrene und vertrauenswürdige Panameños, welche keine Eigeninteressen am Projekt haben.

Diese Webseite wurde im Übrigen von einem jungen Schweizer Jurist aufgebaut, der sie bisher auch betreut. Er ist ein guter Freund und Nachbar in Luzern und macht diese aufwändige Arbeit daheim zu später Stunde als persönlicher Beitrag an das Projekt. Dank dieser gesponserten Webseite können sich alle Freunde, Donatoren und Interessierten laufend über den Baufortschritt und Stand der Finanzen orientieren (siehe unter der Rubrik Newsletter (Rot unterlegte Wort anklicken) , welcher ebenfalls dreisprachig ist). 

Des Beste zuletzt: Der „Puente Suizo“ und die „Vía Los Hernández“ wurden am 29. März 2019 eingeweiht und der Dorfbevölkerung feierlich übergeben - Darüber mehr im Newsletter (Rot unterlegte Wort anklicken) zum gleichen Datum.

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  Heidi und Werner Käch-Perego